Unsere Wirtin und ihre Kinder

Die gute Stube

Hier werden die besten Chapaties der Welt gebacken

endlich wieder etwas wandern

Die Fischer

Unsere Kashmiri Freunde beraten sich über die neue Fisch Strategie

Pferd grast auf einem Hausdach

In der Lehmhütte mit Aslam Carmens Mann

Wochenende in Naranaag

 Fischen im Naranaag Tal


Carmen hatte mich schon vorgewarnt, dass das Fischen mit Aslam  meistens ohne Erfolg ist.  Jürgen wollte gerne mit Aslam und Sanjay zum Fischen fahren. Es wurde viel hin- und her diskutiert, alle wollten sofort fahren, aber wir hatten noch Arbeit im Hopeprojekt, Also drängten sie uns, schnell zu machen, um schon am Freitag loszukommen. Freitagmorgen wachte ich mit einem kleinen Migräneanfall auf und musste erst mal extrem langsam auf die Beine kommen. Die Jungs drängelten. Es sollte dann noch Geld für eins der Projekte. geholt werden, damit das losgehen kann. Und dies und jenes…wenn Kashmiri los wollen dann sofort. Also statt 3 Männer gingen dann 6 Männer mit, und ich. Im Auto wurde dann laut Kashmiri  geredet, am liebsten alle gleichzeitig, und einer dann lauter als der andere, weil jeder auf Teufel komm raus, gehört werden will. Am liebsten hätte ich Ohrenstöpsel gehabt, weil mich immer noch Kopfschmerzen plagten. Die Fahrt sollte eine Stunde dauern, nach 1h fingen sie an zu singen, soo schön, dass ich sie alle hätte umarmen können. Wir erreichten dann ein herrliches Tal, das mich fast an die Schweizer Berge erinnerte. Ein rauschender Bach, in einem steil eingeschnittenen Tal, ein kleines Alm Dorf mit alten Lehmhäusern. Mich juckte es tierisch unter den Nägeln, aufzusteigen, und gleichzeitig wusste ich natürlich um meinen Fuß, der vor 4,5 Wochen erst den Sehnenriss hatte. Nach einigem hin und her, was hier Gewohnheit ist, hatten wir ein Zimmer und einen Tee. Die Männer stürmten zum Fischen, und ich machte mich für meine erste Wanderung bereit. Endlich allein, endlich Stille. Puh das freute mich unbändig. Der Aufstieg war wunderbar, es war etwas kühler im Tal, der sprudelnde Bach zu meiner Rechten  und ein ganz guter Weg, der für mich nicht zu beschwerlich war. So konnte ich recht forsch nach oben gehen und die wunderbare Luft genießen. Die Vegetation ist üppig, Pinien, Kiefern und sogar Redwood Bäume wachsen hier, im Tal dann Wallnussbäume mit üppigen Wallnüssen, nur leider nicht reif. Die Wanderung erfrischte mich, und erst nach 45min musste wegen meines Fußes pausieren, das ist ein gutes Ergebnis und Gelegenheit, auf einem Stein den rauschenden Fluss zu lauschen. Leute kamen vorbei, mit den Standardfragen :“ where do you come from, what’s your name and where is your guide”- “ I am my guide”. Das war zu hoch für die Frager! Es scheint absolut unüblich zu sein, ohne Guide die Berge zu besteigen, als könnte man bei einem breiten Pfad die Richtung verlieren. Die Leute hier in diesen Tälern leben vom Tourismus, die Familie die uns hier versorgt, hat 2 Kühe, 2 Pferde und braucht  mit ihren 3 Kindern diesen Verdienst. Auf dem Rückweg aus dem Tal fand ich noch Thymian und Canabis Pflanzen, die nahm ich mit, in der Hoffnung, dass die Jungs wieder so schön singen würden, doch die wollte dann aber keiner. Wir saßen auf der Terrasse, Jürgen mit Kopfschmerzen im Bett, und ich durfte schon zu Abend essen, während die Männer traditionell erst mal trinken und erst um Mitternacht dann Essen fassen. Also ging der Whiskey rum, wir jeder weiß, bei den Moslems Tabu, wie einige Tabus hier,  sind diese dafür da, sie zu brechen. Die Flasche bleibt also im Haus, und man geht einzelnt hinein, üä um nachzufüllen, damit das bloß keiner sieht. Nach etwas Whiskey werden die ersten Urdu Songs aus den 70er Jahren angestimmt. Die 5 Männer kennen alle, und so stiften sie sich gegenseitig an, loben sich und steigern scheinbar die Schwierigkeitsstufen. Immer wieder vor oder nach den Songs erklären sie mir, über wen so herzzerreißend gesungen wird. Dabei steht der Mond hinter dem Berg und beleuchtet das Tal. Es ist wunderbar romantisch, und ich konnte stundenlang zuhören. Nachher habe ich gesagt, dass ich noch nie einen so romantischen Abend mit 5 ausgewachsenen Männern auf einer Terrasse verlebt habe.
Am nächsten Morgen gibt es in der Lehmhütte nebenan Tee und Chapati- köstlich. Die kleine Hütte besteht aus einem Raum mit einem Lehmofen, der zwischen den Dachbalken seinen Abzug hat. Dabei qualmt es erstaulich wenig. Die Frau im Haus, Khalida , formt die Chapati aus Mehl, Wasser und Gie zu Kugeln, läßt den Teig stehen und nimmt 2 dieser Bälle, bestreicht sie mit Gie und knetet sie ineinander. Dann macht sie daraus mit den Hand, handtellergroße  Fladen. Die werden in einer flachen Pfanne mit Gi sehr heiß und kurz gebacken, dazu ein Rührei- Ich glaube, ich habe noch nie solch leckere Chapatis gegessen. Die ganze Mannschafft saß auf dem dünnen Teppich auf dem gestampften Lehmboden und schmatzte und schwatzte fröhlich, die 3 Kinder mittendrin. Das Phänomen ist dann immer, wenn einige satt sind, wird direkt aufgesprungen und zu plötzlichen Aufbruch gerufen. Inzwischen beeindruckt mich das nicht mehr. Am Anfang dachte ich, das muss jetzt sofort sein, doch es stellt sich dann im nachhinein raus, dass man dann an einem anderen Ort (unweit) auf irgendwas warten muss. Darauf esse ich erstmal in Ruhe zu Ende. Die Männer gehen hektisch zum Fischen, als würden ihnen gleich  die Fische wegschwimmen. Ich trete meine 2. Wanderung in dieses wunderbare Tal an, habe Zeit, so lang die Füße mich tragen und genieße die Ruhe, die ich wie verzaubernd erlebe. Ruhe gibt es im Haus von Aslam und Carmen nicht, in der Stadt wird gerufen, gehupt, und es hat sehr viel Verkehr. Ruhe, ein  kostbares Gut, das ich in diesem Moment sehr zu schätzen weiß. Zudem fühle ich tiefe Dankbarkeit, dass ich so gesund bin, dass ich hier rauswanden kann und meine Vitalität Schritt für Schritt zu mir zurückkehrt.  Vielleicht brauchte ich das, um mich selber wieder wertschätzen zu können. Ein starker Regenguss lässt mich unter einen Redwood flüchten, beim Rückweg werde ich aber wieder einigermaßen trocken. Ich begegne Jürgen, der über das schlechte Angelzeug klagt, aber trotzdem eine Forelle fangen konnte. Ich gehe zurück und finde die stolzen Angeler ohne Beute schon in der Lehmhütte an Mamas Ofen. Es gibt gerade ein herrliches Mittagessen, und ich mache trotz lautem Geschwätz ein Nickerchen. Jürgen kommt später bis auf die Haut durchnässt. Stolz zeigt er seinen Fisch, dieser wird sogar abgelichtet, verschwindet aber dann mysteriöserweise., Es wird Stein und Bein geschworen, dass die Kuh den Fisch geholt hat. Kaschmiris lieben solch absurde Geschichten. Wir spielen  mit dem 3 jährigen Hoppe- Reiter,  sitzen bei der netten jungen Frau und lassen uns das Chapati Backen beibringen. Draußen fällt der Regen, und es ist wunderbar friedlich. Als der Regen aufhört,  gehe ich, um den Hindutempel aus dem 8.Jh zu malen. Einige Kinder setzen sich zu mir und gucken mir zu, einem habe ich dann das Zeichnen mit Fluchtpunkt erklärt. Er war ganz fasziniert und wollte es auch probieren. Immer wieder kommen dann die Kinder aus dem Dorf und wollen Rupien oder Stifte haben, einem habe ich angeboten, einen geangelten Fisch gegen einen Stift, daran waren sie dann nicht interessiert, wildes Verhandeln, 100 Rupien gegen 5 Fische. Aus der Verhandlung wurde leider nichts, sie  wollten sich nicht  bewegen, sondern nur absahnen. Geld gebe ich grundsätzlich nicht.
Den Abend verbrachten wir in der Einraum-  Lehmhütte Die  Frau kochte köstlich, die Männer spielten Karten und verfielen dann wieder in süße Gesänge, ein friedlicher Abend wunderbar mit der Frau vor dem offenen Lehmofen sitzen, der Kleine, den ich mit einem deutschen Schlaflied in den Schlaf singen konnte und dazu der vielstimmige Gesang der Kaschmiri Männer.
Unser 3. Tag glich dem Ablauf der Tage vorher, nur dass Jürgen und ich einen gemeinsamen Anstieg in das Tal machten und zusammen die wunderbare Natur genießen konnten. Musste dafür mit Aslam die Abfahrtszeit um 3 Stunden mehr verhandeln, keine Ahnung, warum wieder Hummeln im Hintern angesagt waren. Diesmal blieben wir trocken. Sicher kommen wir hierher nochmal zurück und machen eine Tour hinauf zum Gangebal Lake mit unserem Hüttenwirt.