Kaschmiri Hochzeitsessen

Zainab( Carmens 28 Jährige Tochter) und Martins 4. Hochzeitfeier wurde hier im Haus auch zu Ehren des Großvaters und der hiesigen Verwandtschaft noch einmal gefeiert. Es sollte eine kleine Feier werden, doch je näher der Termin rückte, desto mehr Leute wurden eingeladen, am Schluss waren es um die 100 Gäste, nur die engsten Familienangehörigen. Es wurden im Hof nebenan, 5 Hammel und etliche Hühner geschlachtet. Die bestellten Köche, 5 Stück an der Zahl,  rückten um acht morgens an und entfachten die Baumstämme, die auf dem Hof lagen. Direkt auf den Stämmen wurde in zahlreichen riesigen Kupfertöpfen gekocht. Die Köche saßen auf dem Boden und zerhackten, Zwiebel, Knoblauch und nach bestimmten, nicht zu durchschauenden, Ritualen das Fleisch. Die Ältesten saßen im Hof auf Stühlen überwachten die Vorgänge in aller Strenge und gaben ihre schlauen Kommentare von sich. Immer wieder wurden neue Speisen kreiert, und wenn ich alle 3 Stunden in den Hof kam um Fotos zu machen, sah wieder alles ganz anders aus. An diesem Tag strömten non Stop Menschen ein und aus, die meisten knubbelten sich auf der Küchenebene, wurden mit Chai bewirtet und Unmengen von Keksen. Die Gäste waren für 20h eingeladen worden, jeder der ankam, begrüßte alle anderen mit Handschlag und guten Worten. Die letzten kamen gegen 22h, immer noch hungrig. Ich hatte das Glück, dass Carmen mir die ganzen familiären Verbindungen erklärte, und zu dem engsten Familienkreis gehörten - erstaunlich viele. Frauen und Männer saßen in separaten Räumen. Um 22.30 bekamen die Männer endlich etwas zu essen, alle saßen auf dem Boden, zu viert vor einem riesigen Teller, der von den Köchen immer wieder nachgefüllt wurde. Alles nur mit der rechten Hand ohne Besteck. Die Kaschmiri haben immer mal wieder mal rüber geblinzelt und geschmunzelt, wie die Germanen kleckerten. Jürgen hatte noch Tage später Kurkuma unter den Nägeln, wie ein Kettenrauchen, so gelb waren sie. Nach 30 min rief einer etwas in den Raum, und alle hörten auf zu essen . Der deutsche Bräutigam und Jürgen waren völlig überrascht. Jemand packte dann einfach die Teller zusammen, egal ob voll oder leer. Das Essen ist dann auch das Ende einer solchen Veranstaltung. Die Frauen bekamen nach den Männern das Essen. Das Vorspiel des  Essens war Tratsch über dies und das, Grüppchen bildeten sich ungeniert, und wer weiß ,was da über wen, auch Anwesenden, gesprochen wurde. Bei den Frauen gab es dann in Körben zu dem schon beschriebenen Ritual noch leere Tüten, die an Chipstüten erinnerten. Kaum standen die Riesenteller auf den Tischdecken, wurden die besten Bissen in die roten Tüten geschoben und später in die Handtaschen gepackt. Diesem  Ritual konnte ich nur mit offenem Mund vor Staunen beiwohnen. Die Hygiene ist zwar etwas fraglich, aber Jürgen betonte immer wieder, dass es unheimlich köstlich und interessant war, mitten drin zu sein.  Einige sprechen gutes Englisch, bekleiden hohe Positionen und sind offen und neugierig. Als wir Frauen mit dem Essen fertig waren, kam die riesige blaue Mülltüte, und es wurde, genau wie bei den Männern,  schnell abgeräumt. Erst danach aßen auch die Gastgeber. So langsam, wie die meisten gekommen waren, so schnell wurde sich nach dem Essen auf den Weg gemacht. Mit Carmen und Aslan haben wir dann noch heimlich einen Absacker getrunken.. Die Eindrücke waren überwältigend.