Hausboot Wochenende

Indien Srinagar 25.07.2015

Hausboot Floating Marked

Wir sind heute Morgen um 4h aufgestanden, um zu einem schwimmenden Gemüsemarkt zu fahren. Vor unserem Hausboot auf dem Nigan See, wartet schon ein Shikara auf uns, das sind die Boote, mit denen einzelne Personen oder kleine Gruppen auf den Seen hier transportiert werden,. Der Himmel war mit unzähligen Sternen bedeckt und auch die diversen Muezzins waren leider schon aufgestanden, um zum Gebet zu rufen. Auf dem See schallte es von allen Seiten aus der Ferne und durchbrach die Stille der Nacht. Als die Menschen sich nach 10 Minuten ins Gebet versenkt hatten, war nur noch das Eintauchen des Paddels zu hören. Nach einer 3/4h waren wir am Markt, es dämmerte. Einige Kleinbauern waren schon eingetroffen, saßen in ihren flachen nussschalenartigen Booten und warteten auf die Händler, indem sie die Wartezeit dort mit ausführlichen Gesprächen überbrückten. Immer mehr Boote tauchten aus unzähligen Winkeln auf. Neben den Worten, erwachten auch die Vögel und stimmten zu einem anschwellenden Gesang an. Die Ware wechselte zu den Händler, die mit Handwagen ausgestattet, gleichfalls auf Booten oder auch Tuck Tucks (die wendigen Dreirad Fahrzeuge Asiens) das Gemüse annahmen. Die wendigen Boote lagen kreuz und quer, die Waren wechselten unter zähem Gefeilsche ihre  Besitzer. Manchmal sah es sogar so aus, als wollten sie untereinander handgreiflich werden, was sicher in einer Wasserschlacht geendet hätte. Wahrscheinlich wollte aber keiner von ihnen in dies modrige Wasser fallen. Am Rande der Schauplatzes, in einem kleinen Haus, duftete schon das erste Morgenchapati (ein flaches Hefe-Weißbrot). Die Frau des Hauses formte kleine Hefekugeln, und diese wurden auf einer bemehlten Fläche ausgelegt. Als wir kamen, sahen wir noch die hohen Flammen aus dem Erdlochofen nach oben schnellen, diese brannten langsam ab, und zurück blieben glühende Kohlen am Boden des Ofens. Die Hefekugeln wurden zu Handteller großen Fladen ausgerollt und an die Seiten des Ofens geklebt, mit viel Geschick dann, nach einigen Minuten, als fertige Brote herausgeholt. Als neugierige Beobachter dieses Vorgangs bekamen wir dann 2 herrlich heiße und wohlschmeckende Chapatis ( Jali Rotis) geschenkt- unser 1. Frühstück um 5:30 morgens. Auf der Tour zurück, ging dann die Sonne über dem See auf, und die umliegenden Berge wurden in Gold getaucht. Eine friedliche Zeit. Die Seele baumelt, und ich vermisse keinen Straßenstaub oder die dauernd hupenden Gefährte aller Art.

Das war unser Morgen, und jetzt sitze ich wieder auf dem Hausboot, dass wir für 3 Tage bewohnen, blicke von der Terrasse auf den See und habe das erste Mal in diesen 3 Wochen Lust  und Muße, etwas zu schreiben.

Tourismus und politische Vergangenheit

Das Mieten von Hausbooten, ist in Srinagar ein MUSS. 80% der ausländischen und inländischen Touristen wohnen hier auf solchen Booten. Dazu muss man wissen, dass wir in der Zeit hier vielleicht 30 „Weißnasen“ gesehen haben, die restlichen Touristen sind Inder aus Delhi oder dem Süden, die mit ein bisschen Wohlstand jetzt ihr eigenes Land entdecken. Aber auch diese Zahl ist eher gering und steigt erst wieder langsam an, denn seit 1989 kam es in Kaschmir immer wieder zu kriegsähnlichen und bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit Pakistan. Seit 2 Jahren ist gerade Ruhe eingekehrt, wobei viele sagen, dass sie dieser Ruhe nicht trauen. Die indische Armee ist hier sehr präsent, und je näher man der pakistanischen Grenze kommt, desto schärfer werden die Kontrollen. Auch als ausländischer Tourist muss man sich einigen kritischen Fragen stellen, deren  Sinn und Unsinn, ich mal dahingestellt haben möchte. Auch misstrauen die Kaschmiris ihren indischen Helfern aufs schärfste. Für uns fühlt sich das z.Z. nicht bedrohlich an.